Peter-Jörg Splettstößer ist primär der Fläche verpflichtet, wenn es auch installativer Arbeiten im öffentlichen Raum, wie bei Margund Smolka gibt. Anders als bei Petra Kaltenmorgen, wird der Spalt als Aussparung im Sehfeld behandelt. Durch die Öffnung wird wie mit dem Motivsucher ein Rapport ermittelt, der als Modul eine Bildformation bis hin zum kompletten Bild ermöglicht. Das sind weitgehend ausgeführte Bilder, Tableaus aus Fragmenten, die aber trotzdem eine Stimmung, eine vom Ort des Geschehens ausgehende spezifische Atmosphäre bewahrend vermitteln. Und genau das tut Peter-Jörg Splettstößer auch in seinen eher minimalistischen Formulierungen, mit sparsam gehandhabter Tusche wie Aquarellfarbe in seinen Hommagen an Küste, Wellengang, Geäst und Gras. Das sind gewissermaßen musikalische Strukturen, bildnerische Partituren, nicht Lieder ohne Worte, sondern Lieder ohne Sound, eben für die Augen. Ebenso könnte man sagen: Gedichte ohne Worte. Nur unsere Fähigkeit, aus Andeutungen ergänzende Erweiterungen zu produzieren über die Produktivität der Einbildungskraft, macht uns dieses Erlebnis möglich. Wie Turner vor 200 Jahren, so skizziert Peter-Jörg Splettstößer das Meer vom Fenster aus, die Nordsee – und merkwürdigerweise erkennt man sie wieder, sieht den Sand und riecht den Schlick – obwohl ›fast‹ nichts zu sehen ist.

Giso Westing

Splettstößer - o.?T. (Paris), 2019

o. T. (Paris), 2019  

Splettstößer - o.?T. (Wangerooge) 2020

o. T. (Wangerooge), 2020  

Splettstößer - o.?T. (Paris), 2019

o. T. (Paris), 2019